Immer wieder kommt es zu „Beobachtungen“ und besorgten Anfragen von Anwohnern und Touristen hinsichtlich des Auftretens des Riesen-Bärenklaus (auch Kaukasischer oder Gift-Bärenklau) in der Peenetal-Region. Die vom Riesen-Bärenklau produzierten Substanzen können in Verbindung mit Sonnenlicht zu schmerzhaften Blasen und Quaddeln auf der Haut führen (vgl. Wikipedia). Da die Besorgnis in der Bevölkerung durch die Giftigkeit der Pflanze durchaus berechtigt ist, es aber meist zu Verwechselungen mit nur schwach giftigen einheimischen Arten kommt, soll hier etwas näher auf diese Pflanzen und ihre Verbreitung in der Peenetal-Region eingegangen werden.
Derzeit ist der giftige Riesen-Bärenklau ist in der Peeneniederung und der angrenzenden Feldmark noch selten. Dem Autor sind nur zwei Stellen, eine bei Kagenow und eine bei Stolpe an der Peene bekannt, wo diese Art schon seit mindestens zwei Jahrzehnten wächst. Eine nennenswerte Ausbreitung hat es an beiden Standorten nicht gegeben. Weitere Fundorte soll es noch in der Region um den Kummerower See geben. Typisch für die Mehrzahl der Fundorte bei uns ist die Nähe zum urbanen Bereich, da der Riesen-Bärenklau als Zierpflanze in Gärten und Parks eingesetzt wurde bzw. wird. Die wenigen Funde in unserer Region außerhalb des siedlungsnahen Bereichs gehen entweder auf aktive Anpflanzung oder illegale Verbringung von Gartenabfällen zurück. So wurde die Fläche am Pumpwerk bei Stolpe früher von einem Imker genutzt. Die Pflanze galt (gilt) als Bienenweide und wurde Imkern zur Anpflanzung empfohlen. Wahrscheinlich trifft dies auch auf den Fundort bei Kagenow zu. In der Moorniederung der Peene kommt die Art nicht vor. Alle diesbezüglichen Meldungen gehen auf Verwechselungen mit der Arznei-Engelwurz zurück, wobei auf trockeneren Wiesen auch der Wiesen-Bärenklau infrage kommen kann.
Der Riesen-Bärenklau ist von beiden genannten heimischen Arten leicht zu unterscheiden. Er kann Wuchshöhen von über 3 Metern erreichen, die Arznei-Engelwurz wird meist nur bis 2 Meter groß. Der Wiesen-Bärenklau ist mit Wuchshöhen bis maximal ca. 1,50 Meter verglichen damit ein Winzling. Während beide Bärenklau-Arten borstig behaart sind, ist die Arznei-Engelwurz kahl. Dabei hat der Riesen-Bärenklau einen auffälligen Haarkranz an den Knoten der Stängel, der kleinere Wiesen-Bärenklau ist dagegen gleichmäßig am Stängel behaart. Der Stängel des Riesen-Bärenklau ist purpurfarbig gepunktet, das fehlt den beiden anderen Arten. Die Blätter des Riesen-Bärenklau sind fiederschnittig, das heißt, die Blätter sind tief eingeschnitten aber die Abschnitte sind nicht vollständig geteilt. Die Blättert haben gesamt gesehen eine rundlich-ovale Form. Dagegen sind die Blätter des Wiesen-Bärenklau gefiedert, das bedeutet, die einzelnen Blattabschnitte sind vollständig geteilt und extra gestielt. Die Blätter der Arznei-Engelwurz sind sogar mehrfach gefiedert, das heißt, die vollständig voneinander getrennten Blattabschnitte sind noch einmal vollständig unterteilt. Im Gegenzug zum Riesen-Bärenklau, dessen Blütendolde zur Fruchtreife flach ist, ist die Dolde der Arznei-Engelwurz deutlich halbkugelig gewölbt.
Wie bereits angemerkt, wird der Riesen-Bärenklau bei uns zumeist mit der auch recht groß wachsenden Arznei-Engelwurz verwechselt. Die Arznei-Engelwurz, auch Echte Engelwurz, Brustwurz oder Angelika genannt, ist im Peenetal weit verbreitet. Der Hauptstandort sind die Ufersäume der Peene, zufließender Bäche und des Kummerower Sees. Daneben tritt sie in der Moorniederung recht verbreitet im Saum von Entwässerungsgräben und an Torfstichrändern auf, weniger häufig auch in Großseggen-Rieden und feuchten Hochstaudenfluren. Die Pflanze ist nur schwach giftig. Sie wurde und wird als Heil- und Arzneipflanze genutzt.
Der ebenfalls nur schwach giftige Wiesen-Bärenklau, der Aufgrund seiner geringen Größe aber kaum mit dem Riesen-Bärenklau verwechselt werden dürfte, ist ebenfalls eine häufige, urheimische Pflanze. Hauptstandorte sind nicht zu oft gemähte Wiesen mäßig trockener bis frischer Standorte mineralischen Untergrundes, in der Moorniederung wächst sie nur auf entwässerten Standorten. Die Art tritt auch häufig in Ruderalgesellschaften entlang von Wegen, Feldrainen und Brachen auf. Jungpflanzen können als Wildgemüse genutzt werden, ansonsten hat die Art kaum wirtschaftliche Bedeutung.